La Panetière: Der symbolträchtige Brotkasten aus der Provence

Im Gegensatz zum einfachen Backtrog, der in allen Regionen Frankreichs verbreitet ist, ist die Panetière ein typisch provenzalisches Möbelstück. Man findet sie ausschließlich in der Provence, und in wenigen, angrenzenden Gebieten, also im Gard und in den unteren Cevennen. Ursprünglich war die Panetière ein einfacher Gitterkäfig, um Brot vor Tieren zu schützen. Im 18. Jahrhundert wurde sie zum Lieblingsobjekt der Möbelschreiner, insbesondere von Arles, welche sie zu einem kunstvollen Schmuckstück veredelten.



Die Panetière – auf Provenzalisch paniero –  Anfang des 17. Jahrhunderts in der Region um Arles, deren Umland sich hervorragend für den Weizenanbau eignet. Sie diente als Vorratsschrank für Brot, da nur einmal pro Woche gebacken wurde und Brot mehrere Tage reichen musste.

Panetière im Fourques-Stil aus dem 18.Jh.

Mit der Zeit verwandelten sich die einfachen Gitterstäbe in kunstvoll gedrechselte Spindeln, verziert mit Olivenformen, Balustern und Einschnürungen. Kleine geschwungene Füße rahmen eine untere, geschweifte Traverse ein, die oft mit Schneckenmotiven – typisch für den Fourques-Stil – verziert ist. Diese Füße sind in erster Linie dekorativ und verleihen dem meist an der Wand aufgehängten Möbel ein harmonisches Erscheinungsbild. Früher stand die Panetière jedoch gelegentlich auch direkt auf dem Backtrog.    




Der symmetrisch zur unteren Traverse geschwungene Giebel verleiht dem Möbel eine fast schwebende Leichtigkeit. Im Laufe der Zeit wich die ursprüngliche Schlichtheit einer oft überbordenden Ornamentik: gedrechselte Zierstücke an der Krone (bobèches), Schnitzereien und vielfältige Verzierungen häuften sich. So spiegelte die Panetière den Wohlstand eines geordneten Haushalts wider.


In den protestantischen Regionen des Gard oder der Cevennen sind die Panetières deutlich schlichter gehalten: quadratische Käfige mit elegant gedrechselten Spindeln, aber mit geraden Giebeln und Traversen, ohne bobèches und ohne Schnitzwerk.

Klassische Panetière aus dem 18.Jh.
mit typischer Tabernakel-Türe

Die klassischen Panetières aus Arles erkennt man an ihrer kleinen Tür im Tabernakelstil, die mit Eisenbeschlägen und feinen Schnitzereien verziert ist. Im Gegensatz zum Backtrog, mit dem sie oft ein Paar bildet, ist die Panetière vor allem ein dekoratives Möbelstück. Ab dem 18. Jahrhundert folgte sie den Pariser Stilrichtungen: vom Neoklassizismus über den „Troubadourstil“ bis hin zum „Retour d’Égypte“.


Tipps für Sammler

Provenzalische Möbelschreiner fertigten bis in die zweite Hälfte des letzten Jahrhunderts Möbel im Stil des 18. Jahrhunderts an – nicht jede Panetière stammt also tatsächlich aus dieser Epoche. Die älteren Stücke erkennt man an der Dicke des Holzes und an der groben Verarbeitung in nicht sichtbaren Bereichen.

Panetière aus dem 19.Jh., kann man für 250 € auf Trödelmärkten finden

Besonders begehrt sind die Modelle im Fourques-Stil, der als der urspünglichste Stil von Arles gilt. Schnitzereien sind mit Stemmeisen eingearbeitet und zeigen geometrische Muster in Spiral- oder Volutenform. Diese Dekore nennt man auf Provenzalisch li coutar – die Schnecken.


Panetière-Nachbau jüngeren Datums,
findet man für 100 € auf Flohmärten
 Guterhaltene, authentifizierte Exemplare aus dem 18. Jahrhundert kosten meist zwischen 2.500 und 3.000 €. Man findet solche Antiquitäten vor allem auf Auktionen, zum Beispiel in Avignon, manchmal auch etwas teurer bei Antiquitätenhändlern. Deutlich günstiger sind Panetièren aus dem 19. Jahrhundert – bei einem Trödelhändler oder auf dem Flohmarkt kann man sie schon für 200 bis 250 € finden. Es gibt auch hübsche Nachbildungen aus der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts, die auf Flohmärkten oft nur zwischen 50 und 100 € kosten.



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