Picasso : Don Pablo in Vallauris

Der weltberühmte Künstler Pablo Picasso liess sich 1948 zusammen mit Françoise Gilot, Mutter seiner Kinder Claude und Paloma, in der Villa Galloise in Vallauris nieder, als er fürs heutige Picasso-Museum Château Grimaldi in der Altstadt von Antibes Zeichnungen und Gemälde schuf. In der Rue du Fournas richtete er sein Atelier ein, welches aber heute einem Modernbau gewichen ist. Dabei entdeckte er die, ihm schon von früheren Aufenthalten wohlbekannte, Keramikkunst im Atelier Madoura Picasso-Vase von Suzanne und Georges Raimé wieder. Die örtlichen Keramikbetriebe fanden aber schon seit einigen Jahrzehnten kaum noch Absatzmärkte für irdenes Kochgeschirr. Weil nun Picasso mit den ansässigen Töpfern in einem einzigen Jahr voller kindlicher Begeisterung rund 2000 Keramiken kreierte und diese ausstellte, wurden die Besucher der Côte d’Azur auf Vallauris aufmerksam und die hier hergestellten Tonwaren wurden eins der beliebtesten Reisesouvenirs.


In den 50-er Jahren feierte Vallauris jeweils am 25. Oktober den Geburtstag “Don Pablos” - wie er in Anspielung seiner spanischen Herkunft oft genannt wurde - mit einem großen Volksfest, das mit einem unblutigen Stierkampf endete. Diese Tradition schlief dann ein und wurde jüngst durch das Fête Picasso Mitte Juli wiederbelebt, ebenso einer Hommage Anfang Mai.




Picasso entdeckte die Côte d’Azur in den 20-er Jahren, als einfacher Tourist. Er schuf daraufhin einige Bronzeskulpturen für die Croisette in Cannes, die aber den Stadträten derart missfielen, dass sie unter dem Vorwand des New-Yorker Börsenkrachs vom Kauf abstand nahmen. Seit Kriegsende 1945 war Picasso Mitglied der kommunistischen Partei Frankreichs, ließ sich folglich ab 1946 an der damals roten Côte d’Azur nieder. Er war schon über 60 und hatte es aufgegeben seine Glatze unter einem Schopf Resthaar zu verstecken. Seine Leidenschaft, seine Gier nach jungen Frauen war jedoch ungebremst. “Pablo hat ungeheure sexuelle Bedürfnisse”, stellte seine Lebensgefährtin Françoise Gilot fest.


Picassos Alterswerk wird von Kritikern deshalb bisweilen weniger als geniale Kunst denn genitale Erinnerung eines greisen Lüstlings interpretiert. Es sei eine intensive Beschäftigung mit der Beziehung von Maler und Modell gewesen, zeigt es doch unzählige Paare in verschlungenen Liebesspielen und hemmungslosen Orgien. Das berühmte Gemälde Guernica von 1937, dieser verzweifelt-hoffnungslose Schrei nach Menschlichkeit und Gewaltverzicht, bezeichnen sie als Wendepunkt im Werk des Kubismusmeisters. Danach soll er nichts wirklich Bedeutendes mehr zustande gebracht haben.

Jedenfalls begannen nach den düsteren Kriegsjahren in Paris für Picasso fröhliche Zeiten an der Côte d’Azur, was sich auch in seiner Arbeit widerspiegelt.

Was seine “ungeheuren, sexuellen Bedürfnisse” betraf, stillte er diese beispielsweise in Vallauris mit der damals erst 17-jährigen Geneviève Laporte, die er kennenlernte, als sie ihn für eine Schülerzeitung interviewte. Das Mädchen war eine von vielen, und trotz aller Heimlichkeiten kam Françoise ihm auf die Schliche. Sie verließ ihn 1953, um den Maler Luc Simon zu heiraten. Picasso konnte die Mutter seiner Kinder nicht begreifen, war nachtragend: “Jeder andere hat die gleichen Fehler wie ich, aber keiner meine Vorzüge.” Er wollte den Untergang von Françoise, und dafür benutzte er die gemeinsamen Kinder Paloma und Claude, die jeweils in den Sommerferien zu ihm kamen. Zwischenzeitlich lebte er mit Jacqueline Roque in der Villa La Californie in Cannes, heute Besitz seiner Enkelin Marina. Um Françoise zu vernichten, schlug er ihr 1960 vor, sich scheiden zu lassen, um durch eine Pro-Forma-Heirat mit ihm für Paloma und Claude den Status ehelicher Kinder zu schaffen. Die beiden Kinder drängten die Mutter dazu. Schließlich, im Februar 1961, reichte Françoise die Scheidung von Luc Simon ein. Unmittelbar darauf, am 2. März 1961, heiratete Picasso heimlich Jacqueline. Als Françoise zwei Wochen später davon in der Zeitung las, war Picassos Kommentar: “Ich hatte mir geschworen, dass ich es schaffen werde, mich ohne Journalisten zu vermählen. Es hat geklappt.” Danach zog er ein letztes Mal um, in die Villa Nôtre-Dame-de-Vie im ruhigeren Mougins. Die Beziehung zu seinen Kindern brach er fast völlig ab.

Am 8. April 1973 starb Picasso. Weder seinen Kindern, noch den Enkelkindern Marina und Pablito war es gestattet an der Beerdigung teilzunehmen. Pablito konnte das nicht verstehen. Am Tag des Begräbnisses trank er Kaliumchlorid. Drei Monate später starb er im Krankenhaus von Antibes. Picassos unglücklicher Sohn Paulo starb 1975 mit 54 Jahren an Alkohol- und Drogenmissbrauch. Seine einstige Geliebte Marie Thérèse Walter erhängte sich am 50. Jahrestag ihrer ersten Begegnung mit Picasso kurz vor dessen 96. Geburtstag in ihrem Haus in Juan-les-Pins und Jacqueline erschoss sich in der Nacht vom 15. zum 16. Oktober 1986.

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